Nature Journals berühmter Naturforscher der Geschichte
Die Idee für diesen Blogartikel kam im Prinizip über Umwege von Clare Walker Leslie, die “Großmutter des Nature Journaling” und John Muir Laws Mentorin. Sie erwähnte neulich in einem Gespräch mit John Muir Laws wie wichtig es sei, dass wir als Nature Journaler verstehen, in welcher langen Tradition wir stehen. Da ich zu diesem Thema bisher noch nichts im Netz gelesen habe, dachte ich, dass ich das ja einfach ändern kann.
Ich persönlich finde es immer schwierig zu erklären, was es genau ist, was wir da machen wenn wir “nature journalen” und lande oft beim Terminus “Hobby-Naturforscher”. Clare Walker Leslie benutzt gern den Begriff “Naturreporter”, was ich auch großartig finde.
Um einen kurzen Überblick zu schaffen, in welcher Tradition wir stehen, dachte ich, dass ein Blog-Post zum Thema “Nature Journals im Laufe der Geschichte” eine gute Idee wäre. Ich fing an zu recherchieren, u.a. mit der Hilfe des großartigen Buchs des DK-Verlags “Great Diaries”, in dem auch wichtige Wissenschaftler und Naturforscher seit dem Mittelalter vertreten sind.
Die folgende Liste ist natürlich erstmal nur ein Anfang, aber ich hoffe, es kann einen Eindruck davon vermitteln, in welcher langen Linie von naturbegeisterten “Natur-Nerds” wir stehen. Ich habe versucht auch möglichst viele Frauen miteinzubeziehen. Da die Wissenschaft auch noch heute oft in vielen (Fach)bereichen eine Männerdomäne ist, finde ich es umso wichtiger zu sehen, welchen wichtigen Beitrag Frauen leisten und trotz aller Widrigkeiten schon immer geleistet haben.
Ich finde es schön zu sehen, dass es den meisten Naturalisten auf dieser Liste nicht um das viel zitierte “pretty picture” ging, sondern um das Vermitteln von Informationen. Ein schönes Heilmittel für Perfektionismus, wie ich finde :)
Zum anderen sollten wir uns als Nature Journaler bewusst sein, dass wir alle einen wichtigen Beitrag leisten, indem wir als “community” bzw. “citizen scientists” unterwegs sind, wir können als Naturreporter auch hier eine nicht unerheblich Rolle spielen, evtl. auch in einer Kombination mit der Erfassung der heimischen Biodiverisität auf iNaturalist.
Ich wünsche Euch ganz viel Freude beim Lesen der Liste, schreibt mir gerne, wenn Ihr noch weitere historische Persönlichkeiten gerne vertreten sehen wollt!
Jane Goodall (geboren 1934)
Wir fangen mal ganz unchronologisch mit Jane Goodall an, einfach aus dem Grund, dass sie eine meiner Heldinnen und Vorbilder ist und unglaublich viel für unser Verständnis von Tieren im allgemeinen und Schimpansen im besonderen getan hat und eine der wichtigsten Umwelaktivisten unserer Zeit ist. Kurz: Jane rockt! Jane Goodall führte in ihren Jahren in Afrika ein Feldbuch, wie es viele Feldbiologen heute auch immer noch tun. Ihre Notizbücher sind voller schneller Skizzen und vieler Beobachtungen, auf deren Grundlage sie dann ihre wissenschaftlichen Veröffentlichungen basieren konnte. Ganz unzeremoniell mit Kuli geschrieben, mit Zeitangaben und Skizzen vom Verhalten der Schimpansen.
Charles Darwin (1809 - 1882)
Charles Darwin braucht wohl keine PR meinerseits, sein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte ist fundamental und seine Fahrt auf der HMS Beagle legendär. Er dürfte der wichtigste Biologe der WIssenschaftsgeschichte sein. Ich konnte leider keine Zeichnungen von ihm finden, aber er führte zeitlebens Notizbücher, und Tagebücher (sein Tagebuch von seiner mehrjährigen Reise auf der Beagle ist nach wie vor als Buch erhältlich), später schrieb er Notizen über seine Forschungen an Seepocken und Regenwürmern nieder.
Darwin zeigt, dass ein Nature Journal also durchaus auch nur aus Text bestehen kann. Mir persönlich hilft das Zeichnen Dinge besser zu verstehen und es entspannt mich auch ungemein, aber es ist eben nicht essentiell, um ein Journal zu füllen, sondern ein hilfreiches Werkzeug.
Mary Anning (1799 - 1847)
Falls Euch der Name Mary Anning erstmal nichts sagt: Sie war eine grandiose Fossiliensammlerin mit einem Auge für all die Knochen und Fragmente, die aus den Kreidefelsen ihrer südenglischen Heimat in Lyme Regis herausragten. Mary wurde zeitlebens von der männlich dominierten Wissenschaftswelt ignoriert und nicht gewürdigt. Auch sie führte ein Feldnotizbuch. Hier zeichnete und beschrieb sie ihre Funde detailliert. Wissenschaftler und Forscher, die ihre Knochen kauften, ließen ihren Namen in ihren Veröffentlichungen meist außen vor, obwohl sie die erste Person war, die ein intaktes Skelett eines Plesiosaurus fand. Sie war die Hauptverdienerin in ihrer Familie und arbeitete hart bis zu ihrem frühen Tod, eine Mitgliedschaft in der Geological Society of London blieb ihr versagt. Falls Ihr mal in London im Natural HIstory Museum vorbeischaut: Viele der Ichtyosaurier und Plesiosaurier Skelette, die dort ausgestellt sind, wurden von Mary Anning und ihrem Bruder gefunden. Wer mehr über sie erfahren möchte kriegt einen guten Überblick hier in einem Artikel des Natural History Museum.
Leonardo da Vinci (1452 - 1519)
Ok, alle Perfektionisten schauen jetzt bitte mal weg, denn da Vinci war eben nicht nur ein genialer Künstler, sondern auch ein ungewöhnlicher Wissenschaftler, dessen “Nature Journal” für mich persönlich seine größte Kunst ist (ich bin evtl. voreingenommen). Er beschäftigte sich mit allen möglichen wissenschaftlichen Bereichen, von Botanik bis Physik, erfand verschiedene Geräte, wie die Idee zu einer Art Renaissance-Hubschraube und erforschte (u.a. durch illegale Leichenschauen) die menschliche Anatomie.
Alexander von Humboldt (1769 - 1859)
Universalgelehrter, Forschungsreisender, Begründer der Geographie… Humboldt hat viele Labels und verdient jedes einzelne. Er war in vielen Dingen seiner Zeit voraus, er verstand die Natur als Großes Ganzes und erkannte schon vor dem deutschen Biologen Ernst Haeckel, dass “alles mit allem zusammenhängt”.
Wer mehr über ihn wissen will sollte sich das Buch von Andrea Wulf anschauen, eine sehr schöne und anschauliche Biographie eines ganz großen Denkers.
Maria Sibylla Merian (1647 - 1717)
Künstlerin, Abenteurerin, feministisches Role Model: Maria Sibylla Merian ist der Stoff, aus dem Vorbilder gemacht sind! Für das 17. Jahrhundert absolut “kick-ass” segelte sie mit ihrer Tochter nach Surinam vor Südamerika, um dort Schmetterlinge zu erforschen. Sie widmete ihre Forschung vor allem der Metamorphose von Schmetterlingen, widmete sich aber auch anderen Organismen. Sie gehörte zu den ersten Forscherinnen, die Insekten systematisch beobachteten und etwas über deren tatsächliche Lebensumstände herausfanden. Sie konnte zeigen, dass jede Schmetterlingsart als Raupe von einigen wenigen Futterpflanzen abhängig ist und ihre Eier nur an diesen Pflanzen ablegt. Vor allem die Metamorphose der Tiere war zu dem Zeitpunkt weitgehend unbekannt.
Sie war aber nicht nur eine herausragende Wissenschaftlerin, sie war auch eine begnadete Künstlerin. Ich hatte das Glück einige ihrer Aquarelle “live und in Farbe” im Senckenberg-Museum zu sehen und ich war etwas entsetzt wie klein die Arbeiten waren (ich habe recht schlechte Augen und könnte nie so klein zeichnen). Hier eine ihrer Studien (Achtung, Perfektionisten gucken jetzt bitte wieder nur mit leicht zugekniffenen Augen auf die Aquarelle und scrollen dann schnell weiter):
Meriwether Lewis und Wiliam Clark (1774-1809 und 1770-1838)
Hierzulande wenig bekannt sind Lewis und Clark in den USA Nationalhelden, ihre berühmte, von Präsident Jefferson in Auftrag gegebene Expedition an die Westküste und durch den damals noch unerschlossenen Westen der USA war die erste ihrer Art. Ziel war neben der Erschließung der Region auch die Dokumentation von Flora, Fauna, Funga und Geologie. Meriwether Lewis führte über die ganze Expedition Buch, hier zwei Seiten aus seinen Journals:
PS: Falls Ihr gerne Brettspiele spielt, das wunderschön illustrierte Spiel “Lewis und Clark” spielt die berühmte Expedition nach und ist ein geniales Worker Placement / Ressource Management Spiel.
Beatrix Potter (1866 - 1943)
Ich habe erst neulich erfahren, dass die berühmte Autorin vom englischen Kinderklassiker “Peter Rabbit” auch eine passionierte Naturforscherin war. Laut Wikipedia war sie an allen Naturwissenschaften interessiert, außer der Astronomie (keine Ahnung, was ihr die armen Himmelskörper getan haben). Ihr Fokus war besonders bei der Mykologie und der Reproduktion von Pilzen. Sie fertigte selbst mikroskopische Studien an und entwickelte eine neue Theorie zur Vermehrung durch Sporen in: “On the Germination of the Spores of the Agaricineae”. Hier seht Ihr einige ihrer wunderschönen Seiten:
Antoni van Leeuwenhoek (1632 - 1723)
Ich denke zusammenfassend kann man behaupten, dass Leeuwenhoek der unumstrittene Held aller Mikrobiologen sein dürfte. Der Niederländer war ein Pionier auf dem Gebiet der Mikroskopie und der Entdecker der Mikroorganimen (darunter Bakterien, Protozoa und andere Einzeller). Er baute seine eigenen Mikroskope als kompletter Autodidakt, er hatte keine naturwissenschaftliche oder technische Grundausbildung. Er stellte seine Funde stets der “Royal Society” in London vor und war mit den Engländern im regen Austausch.
Edith Blackwell Holden (an Edwardian Lady) 1871 - 1920
Ich denke einige von Euch haben vielleicht schon von der Künstlerin und Kunstlehrerin Edith Holden gehört oder haben sogar ihr Buch, das posthum veröffentlicht wurde. Vielleicht nicht das beste Buch für Perfektionisten (groooße Trigger Warning), aber ein wunderschönes Naturtagebuch mit vielen interessanten Notizen und Beobachtungen. Edith starb sehr tragisch auf einem ihrer Streifzüge durch die Natur, sie beugte sich über die Themse, um an einen Ast mit Kastanienknospen zu gelangen, fiel ins Wasser und ertrank. Posthum wurden dann ihre wunderschönen Naturtagebücher veröffentlicht.
John Muir (1838 - 1914)
John Muir (nicht Laws) war ein schottisch-amerikanischer Naturforscher und Naturschützer, den in den USA fast jeder kennt und hier fast gänzlich unbekannt ist. Er war Mitgründer des “Sierra Cubs” (benannt nach der kalifornischen Sierra Nevada), der ältesten und größten Naturschuztvereinigung der USA. Seine Bücher über sein Leben in und mit der Natur haben in Amerika Millionen von Lesern erreicht. Ich wollte ihn hier gerne mit aufnehmen, da er vielleicht als der “Vater der Landscapitos” angesehen werden kann, er hat unzählige Skizzen der Landschaften, die er bei seinen Wanderschaften durchquerte in seinen Notizbüchern festgehalten. Ich persönlich vergesse Landscapitos sehr gerne und finde John Muir schnelle, skizzenhafte Art Landschaften festzuhalten sehr inspirierend.
Ich hoffe Euch hat der Blog Post gefallen und vielleicht ein bisschen inspiriert, vielen lieben Dank fürs Lesen!
Mir hat die Recherche schon sehr geholfen einen kleinen Überblick über das Tun und Schaffen berühmter Naturforschender zu bekommen und ich habe für meine eigene Praxis viele Impulse bekommen.
Ich wünsche Euch eine wundervolle Woche und viel Spaß beim Journalen und Naturforschen!